Wir erinnern uns. Im September war bei der letzten Gerichtsverhandlung (wir berichteten) ein Zeuge einfach gegangen. Dieser gehörte zu einem Bewerberduo, die den Club für 1,5 Millionen kaufen und fortführen wollten. Weil die Stadt den Club im Januar 2013 versiegeln lies und „potenzielle“ Bewerber abgelehnte, wird nun seit Ewigkeiten vor Gericht gestritten. Denn die 1,5 Millionen will der Geschäftsführer des U60311 A. Eger von der Stadt haben.
Der frühere Betreiber des Technoclubs U60311 hat deswegen eine Klage vor dem Landgericht angestrengt. Seine Argumentation: Die Stadt, der die Liegenschaft unterm Roßmarkt gehört, habe aussichtsreiche Bewerber für seine Nachfolge abgelehnt.
Einen Teil der aussichtsreichen Bewerber und Ihren waghalsigen Finanzierungsplänen konnte man schon im September begutachten. Einer der Interessenten war Maximilian U. (31). Auf kritische Fragen des Anwalts der Stadt gab er zu, dass er keine Erfahrung in der Gastronomie habe und sich auch nicht mit der Sicherheit bei Events auskenne. Doch er wollte ohnehin nicht als Geschäftsführer fungieren. Diese Rolle sollte sein Geschäftspartner Sammy M. übernehmen. Und genau dieser ist im September einfach gegangen, bevor er vom Richter befragt werden konnte.
Dies wurde jetzt nachgeholt, wie das Journal Frankfurt berichtete. Hier die Highlights aus dem Gerichtssaal.
„Warum sind Sie denn einfach gegangen, ohne Bescheid zu sagen?“, fragt der Richter den Zeugen. Der spricht von wichtigen Terminen. „Da sind jetzt schon Verfahrenskosten aufgehäuft worden“, sagt der Richter und will sich noch überlegen, was in dieser Sache passieren soll. Das aber ist nur die Fußnote zu einem Verfahren, das auf der Zielgeraden liegt, zumindest in dieser gerichtlichen Instanz.
Der Zeuge wollte Alexander Eger den Club abkaufen, laut einem Gutachten für etwa 1,5 Millionen Euro, doch daran kann er sich nicht mehr erinnern. „Ist halt schon zweieinhalb Jahre her“, sagt er. Auch nicht erinnern kann er sich, warum genau ihm nun die Disko angeboten wurde. „Man war halt befreundet“, sagt er. „Ich habe auch viele Freunde, aber nicht jeder schlägt mir vor eine Disko zu kaufen“, entgegnet der Richter. Jedenfalls soll er dem Businessplan seines Kompagnons zugestimmt haben, soll bereit gewesen sein, die Disko zu übernehmen, hat eine Bewerbung an die Stadt geschrieben, genauer an Alfred Gangel, den Liegenschaftsamtsleiter. Einige Zeit später, genau weiß es der Zeuge leider nicht mehr, sei dann die Absage gekommen. Was da drin stand? „Ich weiß es nicht mehr.“
Das Gericht versucht nun herauszufinden, wie der Zeuge, 22 Jahre alt, die Millionensumme denn aufbringen konnte. „Meine Mutter sollte es finanzieren“, sagt er. Die sei recht vermögend, betreibe drei Hotels, besitze 15 Liegenschaften. Details habe er mit ihr aber nicht besprochen. Auf die Frage, wie er sein Geld verdiene, antwortet er: „Ich mache viel mit Glücksspiel, Flüchtlingen und Asylanten.“ …
Die Summe zusammenzubekommen, sei kein Problem gewesen. Auch eine Besichtigung des U60311 habe es gegeben. Bei der sei aber nicht geklärt worden, wem eigentlich das Inventar gehört. Für den Zeugen steht fest: Das U60311 habe auch einen guten Namen, der sei auch viel wert. Ob der nun beim Kaufpreis von 1,5 Millionen Euro mit dabei gewesen sei? „Ich weiß es wirklich nicht mehr.“
„Der Zeuge der von nichts mehr wusste“ – Es klingt wie ein Filmtitel aus Tagen des Schwarzweißfilms, reiht sich aber nahtlos in die bisherigen Ereignisse vor Gericht ein. Wie bei so vielen Dingen, die in diesem Zusammenhang bisher geschehen sind, bleibt man als Beobachter nur ungläubig kopfschüttelnd zurück.
Auf einen Vergleich wollten sich die Parteien dennoch nicht verständigen. Kein Wunder, so dürfte der Anwalt der Stadt, nach solch einer Zeugenvernehmung wohl kaum mehr Interesse daran gewonnen haben. Der Anwalt von A. Eger besteht weiter auf Kompensation, da der Club schon so lange geschlossen, Inventar und Namen nun nichts mehr wert sei.
Ende Januar soll nun das Urteil gesprochen werden. Wir glauben es, wenn es geschehen ist und diese lange und unendliche Geschichte abgeschlossen wird. „Es liegt eine Menge Arbeit vor uns“, so der Richter.
Quelle: www.journal-frankfurt.de
Vorbericht: U60311 vs Stadt – Verhandlung vom 9.9. – Es ging nie um eine Wiedereröffnung
Update 18.12.2014:
Auf der Fanseite des U60311 wurde zu Gerichtsverhandlung ein Statement verfasst. Erstaunlich ist hierbei die Behauptung, dass die überirdischen Eingänge zur U-Bar/311 angeblich nicht der Stadt gehören sollen. Diese Information ist komplett neu. Seit es zum Streit mit der Stadt gekommen war stand schon immer im Raum, dass die Stadt die beiden Zugänge abbauen möchte. Eigentlich hätte dies alles schon beginnen sollen, doch auf Grund der Umstände wurde es seit 2012 immer weiter verschoben. Bisher ist in keinem der unzähligen Presseberichte bisher davon die Rede, dass diese Bauten nicht der Stadt gehören.
Zum Schlusssatz kann man nur sagen. Und auch das U60311 hat nur zu gerne schon Tatsachen in der Vergangenheit verdreht. Also bitte nicht allem Vertrauen schenken!